Fakultät für Physik und Astronomie

Dr. Ivonne Möller mit Ars Legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre ausgezeichnet

21.03.23 | Fakultät

Für die Entwicklung und Umsetzung innovativer Schlüsselkompetenzmodule im Physikstudium wurde Dr. Ivonne Möller von der Fakultät für Physik und Astronomie mit dem Ars Legendi-Fakultätenpreis ausgezeichnet.

Den Einstieg ins Studium erleichtern und besser auf die Zeit danach vorbereiten – zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, so lassen sich die von Dr. Ivonne Möller entwickelten Konzepte „Lerngruppenleitung“ und „Projektleitung“ zusammenfassen. Vor über 10 Jahren etablierte sie als Studiengangskoordinatorin der Fakultät für Physik und Astronomie das Modul „Lerngruppenleitung“ für Bachelorstudierende, wenig später folgte das Modul „Projektleitung“ für Masterstudierende. Für ihre Arbeit und ihr Engagement wurde sie nun mit dem Ars Legendi-Fakultätenpreis ausgezeichnet. Vorgeschlagen hatte sie die Fachschaft der Fakultät für Physik und Astronomie.
Im Interview spricht Ivonne Möller über Aufbau und Ziel der Module und berichtet über die erfolgreiche Umsetzung.

Frau Möller, Sie haben den Ars Legendi-Fakultätenpreis für zwei von Ihnen entwickelte Module für das Physikstudium an der RUB erhalten. Was ist das Besondere an diesen Modulen?

Kern beider Module ist die Idee des „Peer-Mentoring“, also der Betreuung von Studierenden durch Studierende. Im Modul „Lerngruppenleitung“ werden Bachelor-Studierende des ersten Studienjahres von Studierenden des zweiten Studienjahres in kleinen Lerngruppen bei der Bearbeitung von Präsenzaufgaben betreut und angeleitet. Das Modul „Projektleitung“ verbindet Master- und Bachelorstudierende. Die Masterstudierenden übernehmen die Leitung einer Projektgruppe aus unserem Grundpraktikum für Bachelorstudierende.

Was hat Sie motiviert, die Module zu entwickeln?

Meine Motivation war und ist zweigeteilt. Zum einen bin ich bestrebt, die Studierfähigkeit unserer Studienanfänger*innen zu erhöhen. Es gibt eine immer größer werdende Diskrepanz zwischen dem Kompetenzniveau unserer Studienanfänger*innen und den Anforderungen des Physikstudiums. Durch das Peer-Mentoring in den Lerngruppen konnten wir Teile unserer Studieneingangsphase verbessern und so dem Studienschwund vorbeugen. Uns ist es wichtig, dass unsere Studienanfänger*innen gut betreut werden und wir ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht allein durch das Studium gehen müssen.
Zum anderen möchte ich gewährleisten, dass unsere Absolvent*innen am Ende ihres Studiums qualifiziert in die Berufswelt starten können. Unsere Lerngruppen- und Projektleiter*innen werden von uns geschult und fortlaufend begleitet. Durch das Peer-Mentoring erwerben sie fachorientierte Schlüsselkompetenzen wie Teamfähigkeit, Zeitmanagement, Präsentationsfähigkeit oder Fähigkeiten in der Wissenschaftskommunikation.

Gab es denn vorher keine Angebote für Studienanfänger*innen?

Doch, natürlich. Vor der Einführung des Moduls „Lerngruppenleitung“ im Wintersemester 2011/2012 gab es für unsere Studienanfänger*innen klassische Übungsgruppen, die von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen wie Promovierenden angeleitet wurden. In den Gruppen wurden Aufgabenlösungen, auch von den Studierenden selbst, vor der Gruppe vorgerechnet. Dadurch entstand in den Gruppen meist eine Prüfungsatmosphäre statt einer unterstützenden Lernumgebung, was für die Motivation gerade zu Beginn des Studiums natürlich nicht förderlich ist. Mit dem Konzept „Lehre von Studierenden, für Studierende“ wollten wir eine geschützte Lernumgebung schaffen, Hemmschwellen abbauen und für eine bessere Vernetzung unter den Studierenden sorgen. Zu Beginn gab es einige besorgte Stimmen aus der Fakultät, die sich nicht vorstellen konnten, dass die Lerngruppenleiter*innen aus dem zweiten Studienjahr fachlich kompetent genug sein könnten. Tatsächlich zeigte die erste Evaluation, dass ein Teil der Lerngruppenleiter*innen auf fachliche Nachfragen nicht adäquat reagieren konnte. Aufgrund der kontinuierlichen Evaluationen konnten wir die Module jedoch erfolgreich optimieren und arbeiten weiter an Verbesserungen.

Ars Legendi-Fakultätenpreis

 

Mit dem Ars Legendi-Fakultätenpreis zeichnen der Stifterverband, die Deutsche Mathematiker-Vereinigung, die Deutsche Physikalische Gesellschaft, die Gesellschaft Deutscher Chemiker und der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland e.V. in diesem Jahr zum zehnten Mal Personen aus, die sich durch besondere, innovative und vorbildliche Leistungen in Lehre, Beratung oder Betreuung in ihrem jeweiligen Fachgebiet ausgezeichnet haben. Ziel des Preises ist es, einen Anreiz für Lehrende zu schaffen, sich verstärkt in der Qualitätssicherung der Hochschullehre zu engagieren und diese als zentrales Qualitätsmerkmal und strategisches Ziel im Hochschulbetrieb zu verstetigen.

Wie sieht die Schulung der Lerngruppenleiter*innen aus? Gibt es bestimmte Voraussetzungen?

Alle Lerngruppenleiter*innen im zweiten Studienjahr müssen zunächst selbst die Pflichtmodule aus dem ersten Studienjahr bestehen, in denen sie anschließend eine Lerngruppe leiten. Zu Beginn der Vorlesungszeit starten wir dann mit einem 1,5-tägigen Workshop, in dem wir in praktischen Abschnitten grundlegende methodische Fähigkeiten vermitteln und sich die Gruppenleiter*innen selbst in Teams aus zwei Personen einteilen. Jedes Team leitet dann gemeinsam eine Lerngruppe. Während des Semesters gibt es regelmäßige Hospitationen in den Lerngruppen, außerdem ist eine wöchentliche Besprechung für alle Lerngruppenleiter*innen verpflichtend. Die Lerngruppenleiter*innen lösen vorab selbst die Aufgaben der Studienanfänger*innen. Das vertieft das eigene Wissen und im Austausch mit den anderen Gruppenleiter*innen können in den Besprechungen mögliche Hürden und geeignete Methoden zur Wissensvermittlung ermittelt werden.

Wie reagieren die Studierenden auf das Konzept „Lehre von Studierenden für Studierende“?

Sehr positiv! Eine jahresübergreifende Evaluation für das Modul „Lerngruppenleitung“ hat uns beispielsweise über fünf Semester gezeigt, dass sowohl unsere Studienanfänger*innen als auch die Lerngruppenleiter*innen das Format und den fachlichen bzw. zeitlichen Abstand zwischen den Gruppen als optimal empfinden. Für beide Peer-Mentoring-Module habe ich mit zwei Mitarbeiterinnen im Rahmen des Bund-Länder-Programms inSTUDIESplus ein eigenes Evaluationstool entwickelt, das uns jedes Semester umfangreiche Daten liefert, auf deren Basis wir die Module weiterentwickeln.

Haben Sie weitere Pläne für die kommenden Semester, um die Lehre an Ihrer Fakultät zu verbessern?

Wir sind eigentlich ständig damit beschäftigt, unsere Lehre zu verbessern. Ich bin an der Fakultät für Physik und Astronomie in verschiedenen Funktionen tätig, die es mir ermöglichen, die Bedürfnisse unserer Studierenden direkt wahrzunehmen. Neben meiner Arbeit als Studiengangskoordinatorin leite ich das Prüfungsamt und bin als Studienfachberaterin die erste Ansprechperson für unsere Masterstudierenden und Doktorand*innen.
Außerdem arbeite ich im Studienbeirat aktiv mit allen Beteiligten zusammen und kann oft als Vermittlerin zwischen Studierenden und Lehrenden fungieren. Der enge Austausch mit allen an der Lehre beteiligten Personen der Fakultät ist mir wichtig und ich bin davon überzeugt, dass eine sinnvolle Qualitätsverbesserung nur in diesem Austausch funktioniert. So haben wir im vergangenen Jahr über den Studienbeirat ein weiteres Angebot zur Optimierung der Studieneingangsphase auf den Weg gebracht, unser Studiennetzwerk. Unser neues Angebot richtet sich an Studienanfänger*innen und soll sie niedrigschwellig in allen Belangen des Studiums unterstützen. Dafür bilden wir studentische Scouts aus, die über unsere bereits etablierten Lerngruppen und eine tägliche Sprechstunde mit den Studienanfänger*innen in Kontakt kommen. Unser langfristiges Ziel wird es immer sein, allen Studienanfänger*innen und Studierenden die bestmögliche Unterstützung für ein erfolgreiches Studium zu bieten.

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