Angeregt von den Editoren des renommierten Journals Nature Physics hat Prof. Dr. Anna Böhmer gemeinsam mit drei anderen Forscher*innen über die Perspektive der Forschung an Nematizität in Festkörpern geschrieben.
Nematizität in kristallinen Festkörpern ist ein Phänomen, das seit knapp 15 Jahren im Fokus der Forschung an Materialien mit elektronischen Korrelationen steht. Bei diesen exotischen Materialien bedingen starke Wechselwirkungen von Elektronen untereinander die Eigenschaften. In nematischen Materialien verhalten sich Elektronen ohne klar erkennbare Ursache so, als wären sie nicht mehr kugelsymmetrisch. In der Folge haben die Eigenschaften dieser Materialien eine Vorzugsrichtung. Eine Materialklasse, in der Nematizität besonders deutlich auftritt, sind die eisenbasierten Supraleiter, die 2008 entdeckt wurden. Inzwischen wurden viele exotische Supraleiter gefunden, in denen Nematizität eine Rolle zu spielen scheint.
Anna Böhmer und ihre Forscherkolleg*innen gehören zu einer Gruppe junger Wissenschaftler*innen, die in den ersten fünf Jahren nach Entdeckung der Nematizität in eisenbasierten Supraleitern promoviert haben: „Jiun-Haw Chu war an der Entdeckung der starken Signatur von Nematizität im elektrischen Widerstand beteiligt und hat gezeigt, wie diese Signatur nutzt um Nematizität genau auszumessen. Ming Yi hat entdeckt, wie sich Nematizität auf die elektronische Bandstruktur (die Energieniveaus von Elektronen im Festkörper) auswirkt und Samuel Lederer hat in der Theorie gezeigt, dass Nematizität Supraleitung hervorrufen kann. Ich selbst habe die Auswirkungen von Nematizität auf die strukturellen und elastischen Eigenschaften dieser Materialien untersucht.“
Um ihre Forschung an nematischen Supraleitern weiter auszubauen, wurde Anna Böhmer in diesem Jahr auch mit einem Starting Grant vom Europäischen Forschungsrat ERC ausgezeichnet.
Der Artikel über die aktuelle Forschung und mögliche zukünftige Entwicklungen ist hier erschienen: https://www.nature.com/articles/s41567-022-01833-3.